Am vergangenen Wochenende fand erneut die “Wir haben es satt”-Demonstration (WHES) in Berlin statt, die inzwischen eine große Bekanntheit erlangt hat. Aufgrund der Corona-Pandemie zwar überwiegend online, doch die berühmte Trecker-Demo hat tatsächlich vor Ort stattgefunden. Und Josi hat mit Johann sprechen können, dem Demeter-Landwirt vom Beerfelder Hof, der selbst mit einem Traktor angereist ist.
"Eine Demo mit 25 Traktoren"
Johann sagte mir, dass es in diesem Jahr zwei Besonderheiten gegeben hat. Zum einen, dass die Demo mit nur 25 Traktoren aufgrund der Pandemie ungewohnt klein ausgefallen ist und zum anderen, dass man zum ersten Mal in der “Wir haben es satt”-Historie auf einen Grünen Landwirtschaftsminister, nämlich Cem Özdemir, traf.
“Bezeichnend war, dass Leute, die mit der kleinen Farm zu tun haben, also das Meine kleine Farm-Netzwerk, sehr stark vertreten war.” Das fiel natürlich besonders auf, da die Anzahl der angereisten Traktoren in diesem Jahr überschaubar blieb. Und auch, wenn die Verkleinerung der Zahl der Teilnehmenden natürlich die Schlagkraft verringert, so hatte es doch auch seine Vorteile. So konnte Michael Staar vom Gut Hirschaue direkt mit der Staatssekretärin Silva Bender über das faktische Verbot der Freilandschweinehaltung in Teilen Brandenburgs zum Schutz großer Agrarindustrien sprechen.
Die Traktorkolonne fährt vor das Landwirtschaftsministerium in Berlin
Die Botschaft ist angekommen
Dabei fiel das Anliegen, mit dem die Landwirt:innen vor das Landwirtschaftsministerium gezogen sind, auf fruchtbaren Boden, was Landwirt Johann vorerst mit ein wenig Argwohn betrachtet. “Wir haben denen dann unsere Botschaften überreicht und zum ersten mal kam daraufhin ein ’Dankeschön, genau so haben wir es ja auch vor.’ als Antwort zurück.” Ob dies tatsächlich so passiert, müssen die Politiker:innen nun unter Beweis stellen.
“Selbst wenn wir jetzt ein grünes Landwirtschaftsministerium haben und Cem Özdemir das gut findet und diese Art der Politik einschlagen möchte, wie wir von WHES es vorschlagen, ist das realistisch betrachtet schwierig, innerhalb von so kurzer Zeit die Agrarbranche so zu transformieren, das man da irgendwie zufrieden sein kann.
Da braucht es schon auch noch mehr. Vielleicht kann man auch sagen, es braucht da auch die Unterstützung von der WHES-Bewegung für die Politik. Deswegen war das gut und wichtig, das wir da alle wieder hingefahren sind und Forderungen formuliert und überbracht haben.”
Cem Özdemir nimmt den Staffel-Lauch sowie die Forderungen des Bündnisses entgegen.
Die vielfältigen Forderungen
Die Kernpunkte, die das Agrarbündnis dabei von der neuen Bundesregierung fordert, lauten:
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Klimakrise aufhalten mit gesunden Böden, Vielfalt auf dem Acker & mehr Gemüse auf dem Teller!
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Höfesterben stoppen: faire Preise, Umbau unterstützen & Ackerland in Bäuer:innenhand!
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Tierfabriken dichtmachen für artgerechtere Haltung ohne Tierleid & Ausbeutung
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Artensterben verhindern : Vielfältige Fruchtfolgen statt Monokulturen, Giftexporte stoppen & Glyphosat-Ausstieg durchsetzen!
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Hunger bekämpfen Megakonzerne entflechten, Handel fair gestalten & Agro-Gentechnik verhindern!
Viele jungen Menschen waren auch da!