Anlässlich der kürzlich neu gebildeten Koalition aus SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und der FDP haben wir uns im zugrundeliegenden Koalitionsvertrag das Kapitel „Tierschutz“ in Bezug auf Veränderungen in der Tierhaltung genau angeschaut.
Die Tiere mit der Fläche verkuppeln
Erfreulich war zu lesen, dass die Tierhaltung in Deutschland wieder stärker an die betrieblich bewirtschaftete Fläche gekoppelt werden soll. Was zunächst logisch klingt, ist in Deutschland leider nicht mehr der üblich. Weder auf dem einzelnen Hof noch auf die Gesamtfläche Deutschlands gesehen. In konventionellen Betrieben hat die extreme Spezialisierung dazu geführt, dass häufig nur eine Tierart, teilweise sogar nur eine Entwicklungsphase der Tiere an einem Standort stattfindet. Landwirtschaftliche Flächen bewirtschaften solche Betriebe nur noch selten. Stattdessen wird hochenergetisches Fertigfutter geliefert, das in der Regel Soja aus Übersee enthält. Mit einer vielfältigen, bäuerlichen Landwirtschaft hat das nichts mehr zu tun. Ackerbaubetriebe hingegen halten meist keine eigenen Tiere mehr, sondern bauen Getreide für den Weltmarkt oder Energiepflanzen für Biogasanlagen oder unseren Autoantrieb an. Gedüngt werden die Flächen stattdessen mit aufwändig hergestelltem Kunstdünger, der aufgrund seiner leichten Löslichkeit dabei auch noch Gefahr läuft, ins Grundwasser ausgewaschen zu werden. So gibt es Regionen im Land, in denen vor allem die Tierhaltung von statten geht und andere, wo der Ackerbau ohne Tierhaltung vorherrscht. Eine Kopplung der Tierhaltung an eigene Futterflächen würde zum einen also der Natur guttun, aber gleichzeitig auch dem Tierwohl, denn solche Mega-Ställe, wie sie heute leider üblich sind, wären in solchen Dimensionen dadurch nahezu unmöglich.
Gute Nachrichten
Und auch darüber hinaus sind aus unserer Sicht viele erfreuliche Passagen zu finden. Zum Beispiel sollen „nicht kurative Eingriffe“, das sind zum Beispiel das Kürzen von Hühnerschnäbeln, das Kupieren von Ferkelschwänzen oder das Ausbrennen von Kuhhörnern, weniger häufig werden. Wie das gelingen kann, bleibt allerdings offen. Oder auch, dass Lebendtransporte von Tieren über weite Strecken verpflichtend über Routen zu führen sind, die geeignete Rastmöglichkeiten zur Versorgung der Tiere bieten. Darüber hinaus sollen große Schlachthöfe mit Kameraüberwachungen an relevanten Stellen ausgestattet werden, sodass Verstöße gegen das Tierschutzrecht verhindert oder mindestens aufgedeckt werden können. Für die Ahndung solcher Verstöße soll das Tierschutzrecht ins Strafrecht überführt und das Strafmaß herausgesetzt werden.
Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden
Auffällig ist aber das Wort „Ökolandbau“, bzw. seine Abwesenheit. So taucht es zwar in den folgenden Kapiteln „Ernährung“ und „Landbau“ auf, doch in der Tierhaltung sucht man danach vergebens. Das kann damit zu rechtfertigen sein, dass das Kapitel Tierschutz nicht zwangsläufig an eine bestimmte Form der Bewirtschaftung gebunden ist. Das ist richtig, denn natürlich ist der Ökolandbau nicht die einzige Form der tiergerechten Haltung. Doch erscheint es manchmal, als versucht man immer wieder, das Rad neu zu erfinden, wobei wir doch bereits eine zukunftsweisende und umweltschonende Bewirtschaftungsmethode mit ausgeklügelten Anbaumethoden, einem guten Kontrollwesen und nachweisbar positiven Effekten gibt. Du sagst es: den Ökolandbau, also warum nicht zu Anwendung bringen?
Du hast deine Ernährung selbst in der Hand
Wir erleben tagtäglich durch Besuche unserer Partnerbetriebe oder die Kommunikation mit den dort arbeitenden Landwirt:innen, wie gut es den Tieren in den Bio-Betrieben geht. Klar, es gibt auch dort schwarze Schafe und ein Bio-Siegel ist nicht mit einem Heiligenschein zu verwechseln. Um Betrieben, die die Öko-Verordnung nicht ganz so genau nehmen, aus dem Weg zu gehen haben wir noch einen Tipp für dich. Mach es wie wir und besuche deine Höfe in der Umgebung, stelle Fragen und interessier dich für deine Lebensmittel. Höfe, die nichts zu verbergen haben, freuen sich in der Regel über Besuch, haben manchmal sogar Tage der offenen Tür und bieten Hofsafaris an. Eine vorherige Anmeldung bzw. Frage, ob und wann ein Besuch gut passt, ist aber eindeutig ein Muss. Denn manchmal gibt es gute Gründe, warum ein Hofbesuch gerade ungünstig ist. So erfährst du genau, wen du mit dem Kauf deiner Lebensmittel unterstützt und wirst sicher viel dabei lernen können.
Hast du keine Zeit, machen wir den Job für dich
Und hast du mal keine Zeit, um dich auf Entdecker:innen-Tour zu begeben, kannst du dich auf uns verlassen. Wir sind deine Augen und Ohren auf den Partnerbetrieben. Durch die tierindividuelle Rückverfolgbarkeit kannst in unserer Online-Fleischtheke am Bildschirm den Weg deines Fleisches von der Weide bis zum Teller verfolgen und danach ganz beWurst genießen. Weniger Fleisch. Mehr Respekt.