In einem Artikel von Ursula Hudson in dem Magazin "Die Essenmacher" (Edition Le Monde diplomatique no 24, 2019) beschreibt die Autorin als Vorsitzende von Slow Food Deutschland Überlegungen, die den Einkauf von Lebensmitteln im Supermarkt erschweren und die Macht vom verantwortungsvollen, mündigen Verbraucher.
Geht es dir auch manchmal so, wenn du den Einkaufswagen durch den Supermarkt schiebst: Lecker Avocado! Ach nee, die zerstört wegen ihres hohen Wasserverbrauchs die Lebensgrundlage kleiner Bauern... Lust auf Brathuhn? Pff - wie werden die noch mal gehalten? Die Tomaten sehen aber toll aus - leider total in Plastik eingepackt – danke, nein. :(
Wie soll man denn da noch seinen Einkaufswagen füllen? "Man kann niemals alle ethischen und moralischen Aspekte bei der Lebensmittelwahl mitdenken, aber man hat ja auch seinen inneren Kompass!", schreibt die Autorin. Und der dreht sich im Kreise herum, "wenn die Leberwurst billiger ist, als Hundefutter und Milch weniger als Mineralwasser kostet...Dann ist das Lebensmittelsystem aus den Fugen geraten."
So kommt die Autorin auf die Macht der Kunden zu sprechen. Schließlich mache der "private Konsum vom König Kunden bekanntlich mehr als die Hälfte unseres Bruttoinlandsprodukts aus." Toller Hebel! Folgten wir alle unserem inneren Kompass, würden wir die Lebensmittelhersteller schnell zum Umdenken bewegen.
Tja, und da ist dann irgendwie der Wurm drin, oder? Viele Umfragen bestätigen, dass Konsumenten Tierwohl und Qualität als wichtig erachten. Jedoch scheint dann beim Einkauf oftmals doch der Preis über die Moral zu siegen. Denn wie Foodwatch 2018 in dem Artikel Bio-Branche: Zahlen, Daten, Fakten schreibt, liegt der Bio-Anteil bei Fleisch 2016 bei Geflügel bei 1,4 Prozent, bei Rotfleisch (Schwein, Rind, Lamm, Schaf und Kalb) bei 1,8 Prozent und bei Fleisch- und Wurstwaren sogar nur bei 1,2 Prozent. Neuere Zahlen aus 2018 liefert der Artikel Umsatz wächst! von der Webseite Fleischwirtschaft: Rotfleisch gute 2 Prozent, Fleisch- und Wurstwaren gute 1 Prozent, Geflügel nur 1 Prozent. Die Zahlen sind nicht ganz genau aber dennoch aussagekräftig: zu klein, wie wir finden!
Wenn man dann diese Zahlen wirken lässt, kann man sich überlegen: aufgeben oder einfach mal genauer hinsehen? Wir wären nicht MeinekleineFarm, wenn wir bei den Zahlen in eine Depression fallen würden. Auch wenn uns oftmals die BeWurstseinserweiterung nicht schnell genug geht, um die Welt mit Wurst, Käse und Fleisch zu retten. Aber genau aus dem Grund, gibt es uns ja auch schon seit acht Jahren – dank unserer Bauern und vor allem, dank unserer treuen Kunden!
Blicken wir doch mal mit der Autorin gemeinsam auf Erfolge wie das Verbot von Käfigbatterien für Legehennen. "Da gab es eine echte Revolution im Hühnerstall, und die Verbraucher hatten daran durch ihre tägliche Kaufentscheidung und ihre Empathie für die gequälten Hühner wesentlichen Anteil", schreibt Ursula Hudson. Und dazu hat jeder Einzelne mit seinem kleinen Anteil an Verantwortung beigetragen. Etwas später schließt die Autorin auch die Politik und Gesellschaft mit in diese langsamen Prozesse zur positiven Veränderung im Lebensmittelsektor ein: "Politisches und gesellschaftliches Engagement sind dabei (aber) genauso wichtig wie individueller nachhaltiger Konsum."
Zusammengefasst finden wir, sollten wir alle eigentlich nur ein paar wenige Dinge beachten und machen damit die Welt schon viel besser:
- Auseinandersetzen mit den Lebensmitteln (Transparenz)
- Keine Lebensmittelverschwendung (essen, was heute weg muss!)
- Unterstützung/Nutzen der bereits vielen Initiativen die sich für Lebensmittelrettung einsetzen (z.B. togoodtogo, Sirplus, Etepetete, foodsharing u.v.a.)
Der Gedanke von Ursula Hudson, den inneren Kompass beim Einkauf mitzunehmen, finden wir gut. Verabschiede dich von der Idee alles richtig zu machen (schon mal versucht ohne Palmfett einzukaufen?). Aber wenn du ein, zwei Nord-Süd Punkte auf dem Kompass hast, die dir wichtig sind, dann wird es beim Einkaufen ein wenig einfacher. Für deinen Einkauf bei MeinekleineFarm – als auch bei kleinen Metzgerein, Hofläden bei denen du die Herkunft des Fleischs, der Wurst und des Käses mit gutem Gewissen verfolgen kannst – wären es die Punkte
- qualfreies Fleisch oder gar keins
- Regionalität (guter CO2-Fußabdruck)
Doch auch bei uns ist es nicht perfekt: wir haben noch einen Schwachpunkt: Plastik. Das werden wir wegen Hygienebestimmungen (noch) nicht los. Uns freut es, wenn dann trotzdem der Punkt für "das gute Fleisch" überwiegt und die Plastiksünde durch eine ordentliche Entsorgung etwas gemildert wird.