Es interessiert kein Schwein - Teil 3 - Die etwas andere Prophylaxe: Zähne schleifen, Schwänze kupieren

news/es-interessiert-kein-schwein-die-etwas-andere-prophylaxe-zahne-schleifen-schwanze-kupieren

Es interessiert kein Schwein!


Heute die etwas andere Prophylaxe: Zähne schleifen, Schwänze kupieren


Wer kennt es nicht: Was nicht passt, wird passend gemacht. Man könnte meinen, eine sehr lösungsorientierte und optimistische Herangehensweise. Doch leider hat der Mensch angefangen, dieses Motto auch auf Lebewesen zu übertragen. Hört sich erstmal merkwürdig an, ist es auch.


Seit Jahrzehnten sinkt der Fleischpreis im Verhältnis zum Einkommen kontinuierlich. Musste man in (Westdeutschland 1960 durchschnittlich noch 2,37 Stunden arbeiten gehen, um sich ein Kilo Schweinekotelett zu verdienen, waren es im Jahr 2009 nur noch 0,32 Stunden. Besser wäre es, weniger Fleisch zu konsumieren und sich stattdessen intensiv mit der Herkunft des Fleisches auseinander zu setzen. Dazu gehört auch die Zeit, sich ausgiebig der Zubereitung zu widmen und den beWursten Genuss zu zelebrieren. Also weniger Fleisch, dafür mehr Respekt. Bis in die 60er Jahre gab es dafür ein gängiges Modell. Den sogenannten Sonntagsbraten. Mittlerweile wird uns aber suggeriert, dass Fleisch zu jeder Mahlzeit dazu gehört und es immer und überall verfügbar sein muss. Möglich macht das die industrielle Tierhaltung mit ihren optimierten Verfahren.


Prophylaxe sounds good

Diese kostengünstigen aber sehr intensiven Haltungsformen rufen unerwünschte Verhaltensweisen bei Schweinen hervor. Diese sind nämlich sehr intelligent, sensibel, reinlich und mit ausreichend Platz auch sehr soziale Tiere. Die Massentierhaltung führt aufgrund von Bewegungsarmut, fehlendem Sonnenlicht, Hitzestress, Beschäftigungsmangel und schlechten hygienischen Bedingungen unter anderem zu Kannibalismus unter den Tieren. Kurzum, es handelt sich um tierunwürdige Haltungsformen, die wir nicht unterstützen möchten. Stattdessen sind wir der Meinung, dass es in Zukunft anders laufen muss. Dazu haben sich nun zwei Vorgehensweisen herauskristallisiert, in denen auf unterschiedliche Weise Prophylaxe betrieben wird. Man könnte die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere anpassen. Ihnen also großzügige Gehege mit der Möglichkeit zum wühlen, suhlen und spielen an der frischen Luft anbieten. In denen sie sich aussuchen können, ob sie sich ins kuschelige Stroh legen möchten oder mit ihren Artgenossen toben. Das ist unsere Herangehensweise um vorbeugend zu verhindern, dass es zu Kannibalismus unter den Schweinen kommt.

Oder man passt die Tiere an die Haltungsform an. Entledigt sie ihrer unnötigen Körperteile, die die anderen Schweine dazu animieren könnten, an ihnen zu knabbern oder nimmt ihnen die Möglichkeit, zuzubeißen, indem die Eckzähne abgeschliffen werden. So geschieht es leider in der industriellen Tierhaltung.


Ausnahmen über Ausnahmen

Sowohl das Schleifen der Eckzähne, als auch das Abschneiden der Ringelschwänze sind Amputationen. Doch wie kann das sein, wo doch im Tierschutzgesetz unter § 6 Abs.1 genau dies verboten ist? Wortwörtlich steht hier: “Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.” Möglich macht das die direkt darauf folgende Regelung der Ausnahmen, die zum angeblichen Selbstschutz oder zum Schutz anderer Tiere auf den vorangehenden Paragraphen verweist. Unter § 5 Abs. 3 und 5  steht geschrieben, dass Ferkeln bis zu einem Alter von vier Tagen der Schwanz abgeschnitten werden darf und sogar bis zu einem Alter von acht Tagen die Eckzähne geschliffen werden können, wenn es Mutter oder Geschwister schützt. Wieso steht das dort? Weil man im § 5 regelt, welche Ausnahmen für die Betäubung der Tiere gelten. Noch einmal Klartext: Das Amputieren von Gliedmaßen und Organen ist verboten. Jepp. Dafür gibt es Ausnahmen. Jepp. Und diese Ausnahmen stehen in dem Artikel, welcher die Ausnahmen von der Pflicht zur Betäubung festlegt. Jepp. Werden diese eigentlich verbotenen Amputationen also ohne Betäubung durchgeführt? JA.


Reine Symptombekämpfung, die Ursachen bleiben

Doch damit nicht genug, denn dabei darf man nicht vergessen, dass die Gründe für diese Amputationen in der nicht artgerechten Haltung liegen. Tierleid wird mit Tierleid bekämpft.

Es ist eine Verquickung reiner Symptombekämpfung. So hat das Schleifen der Zähne den Hintergrund, dass die Ferkel weder mütterliches Gesäuge noch Geschwister verletzen können. Denn aufgrund des Platz- und Beschäftigungsmangels sind die Ferkel gestresst und aggressiv. Hinzu kommt, dass es eine natürliche Gegebenheit ist, dass jedes Ferkel sich eine Zitze der Mutter sichert und als die ihre betrachtet. Um die Geburten der Schweine möglichst effizient zu gestalten, soll die Anzahl der Nachkommen hierbei so groß wie möglich sein. Die Ferkel müssen sich ihren Platz an der Milchbar also hart erkämpfen. Die dabei entstehenden Verletzungen können gefährliche Infektionen hervorrufen. Denn die hygienischen Bedingungen auf engstem Raum, ohne Einstreu, in Kontakt zu den Fäkalien, sind katastrophal. Also weg mit den Zähnen. Dabei hat die ausführende Person einen Spielraum von 1 bis 1,3 mm. Danach trifft man auf das empfindliche Innenleben des Zahnes. Bei wem schon mal ohne Betäubung in den Zahn gebohrt wurde weiß, wie sehr dies schmerzt. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber einem zappelnden Ferkel exakt einen Millimeter Zahn herunter zu schleifen, scheint eine unlösbare Aufgabe.

Auch das Entfernen der Schwänze geschieht aus einem vorgeschobenen Vorwand. Aufgrund des Beschäftigungsmangels und der Enge, in denen diese unheimlich intelligenten Tiere ihr Dasein fristen, gehen sie aus Langeweile zu Kannibalismus über. Besonders beliebt sind dabei die Schwänze der Artgenossen, denn eine andere Gelegenheit zum Spielen bietet sich nicht. Also weg mit den Schwänzen. Sie werden einfach abgeschnitten.

Was in beiden Fällen stattdessen wirklich helfen würde, wurde bereits oben beschrieben.


Du hast die Wahl

Wir wollen nicht nur über “die anderen” meckern, sondern selbst mit Mut voran gehen und zeigen, dass es auch anders geht. Mit Respekt vor den Tieren und trotzdem beWurstem Genuss für dich als Verbraucher:in. Wir setzen uns dafür ein, dass dir auf unkompliziertem Weg Alternativen zur Verfügung stehen. Du hast die Wahl und kannst bei uns jedes Stück Fleisch, gar jede Wurst bis zum einzelnen Tier zurück verfolgen. Sieh dir auf unserer Website an, auf welchem Hof es gelebt hat, wann es geboren und wann geschlachtet wurde. So hast du die volle Kontrolle und kannst ganz beWurst genießen. In unserer Online-Fleischtheke findest du zum Beispiel Bio-Schweinefleisch von Tieren aus artgerechter Freilandhaltung oder offener Stallhaltung. Die Schweine wachsen langsam mit viel Platz, in bester Gesellschaft und mit leckerem Bio-Futter auf. Dabei ist Fleisch aus artgerechter Haltung in der Regel teurer als die Massenware aus dem Supermarkt. Doch du weißt nun, warum. Wir sind der Meinung: Sind wir zu teuer, sind die anderen zu billig. Denn eine artgerechte Schweinehaltung ist in unseren Augen nur durch die Achtung des Einzeltieres und eine an ihre Ansprüche angepasste Unterbringung zu gewährleisten.


Das Thema Prophylaxe im Schweinestall beschäftigt uns noch weiter. Leider sind wir hier noch nicht am Ende angelangt. Also schau nächste Woche wieder rein, wenn es heißt “Es interessiert kein Schwein!”


  • Bätjer Michael

    Diese Quälerei hat einen Namen: Julia Klöckner
    Und damit auch eine Partei: CDU
    Die aktuelle Rentnergeneration ist maßgeblich unbeeindruckt von der Situation und wählt die weiter – Egoismus pur.


Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen