Ein Stück BeWurstseinswandel: EU-Subventionen für Arten-, Klima- und Tierschutz!

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Die oft kritisierte europäische Agrarpolitik, aus deren Töpfen die Subventionen für die Bauernhöfe verteilt werden, kümmerte sich bislang wenig um Naturschutz, Umwelt oder Klima. Jeder Betrieb bekommt Geld in Abhängigkeit von seinen Flächen. Kleine Betriebe bekommen wenig, große Betriebe viel, ganz gleich, was auf den Flächen angebaut wird. Es gibt zwar Mindeststandards, etwa für Gewässerschutz oder Artenvielfalt, da liegt die Betonung aber auf „mindest“.

Bäuerin Kirsten Hänsel bringt es auf den Punkt: 

Das soll sich nun ändern! Die Verhandlungen über die neue EU-Förderpolitik werden wahrscheinlich bald abgeschlossen. Zu schlimm steht es um Klima- und Artenschutz. 

Unter dem aktuellen Fördersystem wäre es für Kirsten vielleicht wirtschaftlich sinnvoll, ihr karges Grünland umzupflügen und Mais anbauen. Mit ordentlich Kunstdünger könnte sie die mangelnde Vitalität des brandenburgischen Sandbodens ausgleichen. Doch der energieintensiv hergestellte Kunstdünger hat keine gute Klimabilanz, so ein Maisacker kaum Artenvielfalt. Die Insekten und Vögel, die sich auf Kirstens Viehweiden wohl fühlen, wären weg. 

Die Reform, die ab 2023 gelten soll, verspricht Bäuerin Kirsten in Zukunft etwas mehr Kompensation für ihre Mühen. Weil der Respekt, den sie den Tieren und Pflanzen entgegenbringt, am Ende uns als Gesellschaft zugute kommt. Klimawandel nervt uns alle, und dass Artenschwund auch Auswirkungen auf unsere Leben hat, können wir bereits erahnen. Es gibt in China Regionen, in denen der Insektenschwund so massiv ist, dass Menschen den Job von Bienen übernehmen und die Blüten der Obstbäume von Hand bestäuben müssen.

Deshalb ist es gerechtfertigt, dass Steuergelder darauf verwendet werden, nachhaltige Landbewirtschaftung zu belohnen. Ein zentrales Element künftiger Subventionen werden die Öko-Regelungen sein, auch Eco-Schemes genannt. Zum Start soll ungefähr ein Viertel der sogenannten Direktzahlungen an die Landwirte an Leistungen geknüpft werden, die der Artenvielfalt, dem Klima- und Tierschutz zugute kommen. Die Betriebe können unter verschiedenen Maßnahmen wählen: z.B. Konzepte für die extensive Nutzung von Grünland (darüber spricht Kirsten in dem Video), Blühstreifen als Lebensräume für Insekten und als Nahrungsquellen für Vögel, Fruchtfolgen zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Kommt den Freunden von MeinekleineFarm.org irgendwie bekannt vor? Na klar. Das gehört zum Standard-Repertoire der MkF-Bauern. 

Künftig gefördert werden sollen auch: Praktiken in der Tierhaltung, die das Tierwohl fördern und den Bedarf von Antibiotika verringern. Dass Kirsten Hänsel, Anja Koch oder Henrik Staar auch hier die absoluten Experten sind, darüber brauchen wir hier keine großen Worte zu verlieren. Bleibt zu hoffen, dass die Subventionen dann auch so ausgestaltet werden, dass all die nachhaltig wirtschaftenden Bauern, ihre Tiere, die Natur und das Klima davon profitieren werden. Und dass sich in naher Zukunft Subventionen noch viel mehr nach gemeinwohlorientierten Kriterien richten werden!

 


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