Ein Team auf Wanderschaft

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Im Monat September konnten wir gleich zwei Neuzugänge feiern. Zum einen trat Josi unserer Wurstbüro-Familie bei und wird uns in Zukunft als studierte Öko-Landwirtin durch fachliche Expertise in der Erarbeitung von Texten und Infos unterstützen. Zum anderen begrüßen wir die Schäferei Rocher als neuen Partnerbetrieb im MeinekleineFarm Netzwerk. 

Und so ging es an einem Samstagmorgen los Richtung Ostbrandenburg auf den Bauernhof von Ronald Rocher und seiner Familie. Neben Josi, Adrien, Joni und Michael von MeinekleineFarm, waren auch die beiden Kinder von Micha dabei. Denn auch schon den Jüngsten wollen wir einen beWursten Umgang mit Lebensmitteln und anderen landwirtschaftlichen Produkten vermitteln. Und ganz nebenbei ist ein Ausflug in die Brandenburger Heide zur Schafherde natürlich ein abenteuerliches Erlebnis. Am Anfang lief auch alles nach Plan, und dann nahm der Trubel seinen Lauf…doch dazu später mehr.

Zu Beginn stand erst einmal ein Besuch bei Bauer Henrik auf der Hirschaue an.  Denn wenn wir schon einmal in der Nähe sind, wollen wir Josi natürlich auch unsere Produktion und die handwerkliche arbeitende Bio Hofmetzgerei zeigen. 

Im Anschluss ging es dann weiter zum eigentlichen Ziel, dem Betrieb von Familie Rocher. Nach lautem Klopfen am Hoftor, öffnet uns Hannes die Tür. Angekündigt hatte Michael uns einen 11-Jährigen, der laut Kinderkanal-Doku seinen Vater bei der Arbeit auf dem Hof unterstützt. Er hat sich dann aber doch als heimlicher Chef des Betriebs herausgestellt, der zumindest Josi um einen Kopf überragte. Nachdem wir „die Neuen“, eine Herde gefleckter Bergschafe, die zu den bedrohten Haustierrassen gehören, auf dem Hof begrüßt hatten, wurden wir mit dem weltbesten Pflaumenkuchen (und er war sogar noch warm!)bewirtet.

Nachdem wir ausreichend Kuchen gegessen hatten, machten wir uns, zugegeben etwas schwerfällig, auf den Weg, um mehr über die Schafe und ihre Haltung zu erfahren. Aber für Michael hieß es erst einmal zurück zur Hirschaue. Denn Bauer Henrik hatte angerufen, dass Adriens Rucksack auf der Hirschaue gefunden wurde. (Und wer will schon ein Marketing Chefschwein ohne Laptop, also rein ins Auto und zurück Richtung Rietz-Neuendorf). 

In der Zwischenzeit durfte der Rest des Teams Skudden, ebenfalls eine bedrohte Haustierrasse, in der Heide bewundern, bewacht durch zwei riesige Eisbären. Im Fachjargon werden sie auch Herdenschutzhunde genannt. Diese sind notwendig, um den Wolf auf Abstand zu halten, was in Kombination mit Elektrozäunen bisher gut gelungen ist. Die Schafe dienen der Landschaftspflege und werden in der Schäferei Rocher sogar durch Ziegen ergänzt. Die Ziegen leisten einen besonders wertvoller Beitrag zum Naturschutz, da sie aufgrund eines anderen Nahrungsspektrums eine wunderbare Kombination mit den Schafen eingehen und andere Pflanzen abfressen. Die Aufgabe der Herde ist es, die Heide von unliebsamen Gräsern und auch kleinen Bäumen zu befreien, indem die Tiere sie abfressen, sodass die Heide nicht verbuscht. Toller Nebeneffekt dabei ist die schonende Düngewirkung der Schafköddel und natürlich das großartige Bild, was sie in der Landschaft abgeben!

Eine weitere Besonderheit der Schäferei, die ihren Sitz in Möllendorf hat, sind die Wanderungen zwischen den Weidegründen. Da die ca. 1.000 Mutterschafe mit ihren Lämmer nicht nur ihre eigenen Flächen abgrasen, sondern ihre Dienste als Landschaftsbewahrer auch im Vertragsnaturschutz anbieten, müssen die Schafe mit ihren Schäfern teilweise bis zu 40 km zurücklegen, um an neue Futterflächen zu gelangen. Dies tun sie natürlich nicht an einem Stück, sondern die Route wird intelligent über kleine Landstraßen und sogar durch Dörfer geführt und auf mehrere Tage verteilt. Unterstützt werden die Menschen dabei von ihren Hütehunden. Wir durften das Team im Einsatz erleben und waren beeindruckt. Die Tiere wissen instinktiv, wie sie die Schafherde zu lenken haben und gehorchten dabei auf kleinste Zeichen von Vater und Sohn Rocher.

Die beiden erklärten uns leidenschaftlich ihre Arbeit mit den Tieren und wie sie als ursprüngliche Hobbyhalter immer mehr dazu lernten, bis zum Stand heute: ausgemachte Profis. Ronald Roche, der den Betrieb leitet, ist mittlerweile sogar Schäferei-Meister. Für Hannes und Ronald ist die Schafhaltung eine Erfüllung und mehr als nur ein Job. Doch damit gehen auch Sorgen und Nöte einher. So rentiert sich die Haltung dieser so wichtigen Umweltschützer nur aufgrund von Subventionen, die sehr knapp bemessen sind und kulturelle Schätze wie die Wanderschäferei nicht berücksichtigen. Hinzu kommt die schwierige Vermarktung des Lammfleisches, was als weiterer Baustein die Wirtschaftlichkeit des Betriebes verbessern soll. Bisher wurden die Lämmer lebend verkauft und andernorts geschlachtet. Doch dieser Umstand ist wenig zufriedenstellend. Auf diese Weise hat die Familie Rocher keinen Einfluss darauf, was mit den Tieren weiterhin geschieht, wie sie transportiert, behandelt und geschlachtet werden. Besser ist es, die Jungtiere selbst zu schlachten und zu vermarkten. Und hier kommt dann auch MeinekleineFarm ins Spiel. Wichtig ist dabei wie immer die faire Bezahlung der Produkte, sodass auch beim Ursprung, nämlich den Betrieben, mehr ankommt, um für einen gerechten Lebensunterhalt zu sorgen. Es gilt das Motto: Weniger Fleisch. Mehr Schäfereien. 

Doch zurück zu unserem Ausflug. Mitten in der Heide und dem schießen vieler schöner Fotos wurde die Zeit dann sehr schnell knapp, denn Josi musste dringend ihren Zug in Berlin erreichen. So entwickelte Michael, der inzwischen auch wieder zur Gruppe dazu gestoßen war, wahre Rennfahrer-Qualitäten, um noch rechtzeitig den Bahnhof zu erreichen. Adrien, als unbelehrbarer Realist, gab schon auf und machte Pläne, wie der Abend nun mit gestrandeter Josi weiter gehen würde. Wir erreichten den Bahnhof, Josi sprang aus dem Auto und rannte… Lange Rede, kurzer Sinn: die erlösende Nachricht folgte prompt und wurde im Auto ausgiebig gefeiert. Zug geschafft, auch wenn danach ein Sauerstoffzelt nicht schlecht gewesen wäre.


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