Demeter-Landwirtschaft

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Historie

Dass es verschiedene Anbauverbände gibt, die über die europäische Öko-Verordnung hinaus Kriterien für ihre Mitglieder:innen festlegen, haben wir bereits in einem anderen Blogbeitrag angesprochen. Viele der Betriebe, mit denen wir zusammenarbeiten, gehören dem Demeter-Verband an. Sie betreiben eine biologisch dynamische Landwirtschaft nach dem Vorbild Rudolf Steiners, der den Grundstein dafür im Landwirtschaftlichen Kurs von 1924 legte. Die Person Steiner ist heutzutage zurecht umstritten, denn leider waren auch antisemitische Töne von ihm zu vernehmen, von denen man sich heute als Anthroposophische Gesellschaft distanziert. Trotzdem sind es seine Impulse, die unter anderem wegbereitend für die heutige Bio-Landwirtschaft waren.

Rudolf Steiner

Rudolf Steiner, Gründer der Anthroposophie

Wiederkäuer

Eine Besonderheit ist zum Beispiel die enge Verzahnung von Pflanzenbau und Tierhaltung auf den landwirtschaftlichen Betrieben, um einen möglichst geschlossenen Betriebskreislauf zu ermöglichen. Der Betrieb wird dabei nicht nur als Unternehmung angesehen, sondern als Betriebsorganismus mit eigenen Ansprüchen und Verfahren. Ziel ist es, so wenig wie möglich Energie und Fremdstoffe von außen zu verwenden, sondern mit den eigenen Ressourcen so zu wirtschaften, dass ein Kreislauf aus Re- bzw. Upcycling und der Produktion von Lebensmitteln entsteht. Dazu ist die Haltung von Tieren, insbesondere von Wiederkäuern elementarer Bestandteil der Demeter-Haltung. So ist eine Mindestanzahl an Wiederkäuern wie Schafen oder Rindern auf Demeter-Betrieben verpflichtend. Sie dienen der Verlebendigung des Bodens, da ihr Mist weit mehr als bloß Nährstoffe enthält, ohne den ein nachhaltiger und somit langfristiger Anbau von Pflanzen nahezu unmöglich ist, sondern auch Mikroorganismen die den Boden fruchtbar machen.

 Wulkower Hof Demeter

Der Demeter-Bauernhof Wulkower Hof setzt in FrühlingRinder auf der Wiese ein.

Wieso Wiederkäuer?

Nahezu alle wiederkäuenden Tiere tragen Hörner. Und diese sind bei der Verlebendigung des Bodenlebens und dem Erhalt seiner Fruchtbarkeit elementar. Darum dürfen die Tiere im bio-dynamischen Anbau, anders als bei anderen Verbänden oder Betrieben die keinem Verband angehören, auch nicht enthornt werden bzw. genetisch hornlos sein. Denn der Eindruck, dass die Hörner nur unbelebte Anhängsel sind, täuscht. Die Hornzapfen unter dem harten Mantel der Hörner sind stark durchblutet und über die Nasenhöhlen mit der Speiseröhre und den nachgeschalteten Verdauungsorganen verbunden. Das heißt, im Horn geschieht durch das häufige Aufstoßen von Rindern im Grunde der letzte Verdauungsschritt von Wiederkäuern. Brennt man diese Hörner aus oder schneidet sie ab, nimmt man ihnen die Möglichkeit. Im Übrigen ist dies auch der Grund, warum viele Menschen, die eigentlich an einer Unverträglichkeit leiden, Demeter-Milch trotzdem vertragen, da diese eine ganz andere Qualität hat als herkömmliche (Bio-)Milch.

Präparate-Arbeit

Den Wiederkäuern kommt noch eine andere wichtige Aufgabe im Hoforganismus zu. Sie sind Teil der Präparate-Arbeit. Das mag für die eine oder den anderen wie Hokuspokus klingen, doch werden im Herbst, wenn die Erde einatmet und die Natur sich zurückzieht, Präparate aus pflanzlichen und tierischen Komponenten vergraben. Dies kann zum Beispiel der Mist von Kühen sein, der in Kuhhörner gestopft wird. Oder Eichenrinde in einen Rinderschädel bzw. Kamille im Rinderdarm. Eine Ausnahme bildet der sogenannte Hornkiesel, aus Quarzsand im Rinderhorn, der im Frühling vergraben wird und über Sommer Licht und Wärme einfängt. Insgesamt sind es acht Präparate, die stark verdünnt entweder über den Kompost oder den Stallmist oder über die Felder und Wiesen des Betriebes ausgebracht werden. 

Demeter-Präparate

So sieht ein Dünger-Horn aus!


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