Es ist Sommer und alle wollen grillen! Besonders beliebt sind Nackensteaks. Farbenfroh mariniert liegen sie massenhaft im Supermarkt. Doch abgesehen von den unwürdig billigen Discounterpreisen für die Grillscheiben stellt sich die Frage: Wie kann die plötzlich so hohe Nachfrage befriedigt werden?
Die Antwort führt uns zu dem vom Wirtschaftswissenschaftler Arthur Harnau entwickelten Modell des Schweinezyklus. Ausgehend davon, dass vor Sommerbeginn Angebot und Nachfrage von Schweinefleisch ungefähr im Gleichgewicht sind, wird durch die plötzlich erhöhte Nachfrage nach Nackensteaks und anderem Grillfleisch dieses Gleichgewicht auf einmal durcheinander gebracht. Die Menschen wollen nun mehr Fleisch als vorher. Im Supermarkt sind die Produkte also schnell vergriffen. Ein Schwein braucht aber nun mal seine Zeit, um bis zur Schlachtreife zu wachsen. Daraus resultieren zunächst höhere Preise für Schweinefleisch, da die Nachfrage höher ist, als das Angebot. Schweinebauern wie zum Beispiel Bauer Schulz (Foto oben) erhalten einen besseren Preis für ihre Tiere, was ihnen ein ökonomischer Anreiz ist, ihren Bestand zu vergrößern, da sie die Tiere zu einem besseren Preis verkaufen wollen. Bis die Tiere schlachtreif sind, müssen wir Schweinenacken vor allem im Sommer im Sommer aus anderen Ländern importieren, etwa aus Dänemark.
Mehr Schweine heißt mehr Nackenkoteletts, das Angebot steigt also wieder. Ein höherer Preis hemmt auf der anderen Seite aber auch die Kaufbereitschaft der Konsumenten. Diese beiden Phänomene führen dann wieder zu sinkenden Preisen. Es kommt hier zu einem sogenannten Verzögerungseffekt, weil ja die Schweine nicht von heute auf morgen ihr Schlachtgewicht erreichen. Das Angebot steigt also erst nach einiger Zeit, dafür aber sehr massiv. Der Schweinefleischpreis, der der Anreiz zur Investition, also zur Bestandsaufstockung der Bauern war, ist dann aber nicht mehr aktuell, denn um das ganz Schweinefleisch an den Verbraucher zu bringen, sinken erneut die Preise. Die Landwirte reagieren auf die Preisänderung, indem sie die Bestände wieder reduzieren, da die Aufzucht von Schweinen für sie weniger ökonomisch attraktiv ist. Der Zyklus beginnt von neuem, da das Angebot wieder absinkt.
Das Phänomen zeigt, wie abhängig die Tierproduktion von ökonomischen Zwängen ist. Wie wir alle, will auch der Bauer am Ende des Tages genügend Geld bekommen, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Unser Kaufverhalten sowie unsere Bereitschaft, einen gewissen Preis für die Ware zu zahlen, wirken sich auf die Produktion, in diesem Fall auf die Nahrungsmittelproduktion aus.
Unter anderem deshalb setzt sich MeinekleineFarm mit der Transparenz und der Geschichte der Tiere für ein neues BeWurstsein ein. Fleisch ist kein Grundnahrungsmittel, sondern etwas Besonderes. Spargel gibt es auch nur wenige Wochen im Sommer, und niemand beschwert sich. Wenn das Nackensteak ausverkauft ist, tut's auch mal ´ne Bratwurst. Und ist's wieder lieferbar, ist die Freue umso größer – und der Genuss umso beWurster.